Vortrag Dietz - Stadler

Bekommt Ainet jetzt ein historisches Gesicht und entwickeln die Dorfbewohner damit verstärkt ein geschichtliches Bewusstsein? In seiner Begrüßungsrede stellte Bgm-Stv. Mag. Klaus Lukasser die provokante Frage ungeniert in den Raum. Die anwesenden Wissenschaftler trugen einen vielsagenden, jedoch schwer interpretierbaren Gesichtsausdruck zur Schau, und das zahlreich erschienene Publikum harrte neugierig der Dinge, die da auf sie zukommen sollten.  


Eine erste Überraschung war schon vor Beginn der Ausführungen perfekt: Dass so viele Menschen  sich für die Steintafel vom Alkuser See und die angekündigten Erläuterungen interessieren würden, war dann doch eine richtige Überraschung. Wunderbar für die Referenten, die sich nach Ainet „verirrt“ hatten, nicht ahnend, wie stark das Interesse an ihrer Arbeit sein würde und wunderbar auch für die Veranstalter, die ihr Engagement bestätigt sahen.

Univ. Prof. Dr. Harald Stadler eröffnete den Abend der Enthüllungen mit einem Kurzbericht über die interdisziplinäre Prospektion am Alkuser See im Sommer 2006. Er zeigte einige spektakuläre Fotos von den Tauchgängen und -im Zusammenhang mit der Inschriftentafel möglicherweise höchst interessant- Aufnahmen von Vermessungen des Sees in großer Tiefe. Riesige Gesteinsblöcke kann man erkennen, in regelmäßiger Quaderform, möglicherweise von Menschenhand so geschaffen. Diese begonnene Untersuchung müsse unbedingt fortgesetzt werden, wünscht er sich und zeigte dann einige aktuelle Funde her, die vor wenigen Wochen am sogenannten „Franzosenfriedhof“ geborgen wurden: eine Spinnwirtel und einige Tonscherben aus der Römerzeit, eine Maultrommel,  eine Mundharmonika, einen kleinen Kreuzanhänger, Münzen. Die eigentliche Sensation in diesem Zusammenhang stellte dann aber eine römische Münze aus dem 1. bis 2. Jhdt. Nach Christi dar, die sich seit Jahrzehnten im Besitz der Familie Konrad Messner befindet und vor kurzem, anlässlich der jüngsten Vorgrabungen, Prof. Stadler zur Bestimmung übergeben wurde. 

Anschließend an diese Entdeckung einer offensichtlichen römischen Geschichte in unserem Dorf  rollte Dr. Sebastian Mühlburger  die Geschichte seines Fundes Anfang der Siebzigerjahre auf. „Puella pulchra est!“ motivierte den jungen Stundenten damals, die am Alkuser See gefundene Steinplatte mit Inschrift als interessant und wertvoll einzustufen, sie sorgfältig in einer Felsritze zu verbergen, um sie nach langen Jahren in dem Versteck wieder zu finden und ihrem Bestimmungsort zu übergeben. Archäologe Prof. Stadler war der auserwählte Wissenschaftler, dem Dr. Mühlburger seinen Fund anvertraute, und der die weiteren Schritte unternahm. Sebastian Mühlburger zeigte sich erfreut, der Wissenschaft mit seinem Fund dienen zu dürfen und forderte die Zuhörerschaft in einem leidenschaftlichen Appell auf, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, denn „ich bin überzeugt, dass überall so viel Interessantes zu finden ist!“

Nach solcherlei an sich schon interessanten Kurzreferaten war man höchst gespannt auf die Ausführungen des Althistorikers Univ.Prof. Dr. Karlheinz Dietz, der, aus Würzburg kommend, die Universitätsstadt Innsbruck links liegen lassend, schnurstracks nach Ainet gelotst wurde, um hier all seine Erkenntnisse auszubreiten, die er im Lauf der Jahre seit Oktober 2003 über die Steintafel vom Alkuser See gewonnen hatte. Ob Prof. Dietz sich in diesem Zeitraum auch noch mit einem anderen Thema wissenschaftlich beschäftigte, sei dahingestellt! So fundiert und ausführlich und aufschlussreich gestaltete sich sein Vortrag zur „neugefundenen Inschriftenplatte vom Alkuser See“.


Dass beim Lokalaugenschein am nächsten Tag bei höchst zweifelhaftem Wetter sich mehr als zwanzig Leute einfanden, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen, die Steintafel, der Arzt, Universitätsprofessoren und Archäologiestudenten aufwarfen, wunderte dann keinen mehr. Dass die Götter am Alkuser See den Regen zurückhielten, bis die Exkursion zu Ende war, ab und zu sogar die Nebelschwaden aufrissen und ein wenig Sonne beisteuerten, das wird bei so viel Eifer dann doch nicht zu viel verlangt gewesen sein! 

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